$ M-NET/V : IMABOX $ Route : CENTURY MILLIWAY LOS SENIL PEC EIS $ Origin : 21-10-1989 13:41
-##----##-------------------------------- Very Amazing Mailbox Press ------ ## ## #### ### ### ####### ## ## ## ## ## ### ## ## ## Autor : TAROT ## ## ######## ## # ## ####### Titel : Frauen am Steuer #### ## ## ## ## ## -----------------------------##---------- Redaktionsbox: 0208/400327 ------
Alles begann im Jahre 1988. Auf einer Ausflugsfahrt ins Sauerland, sah ich am Straßenrand einen Sportwagen stehen. Nur im vorbeifahren. Aber selbst der kurze Blick genügte um auszurufen: "Der Wagen gefällt mir!"
"Wo? Welcher denn?" riefen aus dem Fond des Wagens meine Kinder aus. "Da sind wir schon vorbei." Leider konnte ich die Fragen der Kinder in Bezug auf Marke oder Aussehen des Wagens nicht beantworten. Dafür war alles viel zu schnell gegangen. Aber nun war ich selbst neugierig geworden, durch die Fragen der Kinder noch angestachelt.
Wir einigten uns darauf, auf der Rückfahrt uns den kleinen Wagen genauer anzusehen.
So geschah es dann, daß wir auf der Heimfahrt eifrig Ausschau nach dem Auto
hielten, da aber fast alle Ortschaften gleich aussahen, verloren wir fast den
Mut. Doch da kam er in Sicht. Er stand ziemlich winzig aussehend neben einem
wuchtigen Jeep der Firma Daimler Benz.
So, also ein Bertone sollte es sein. Nie gehört! Doch was war das? Hinten auf
der Haube entdeckten wir ein weiteres Schild FIAT Five Speed.
Alles gefiel mir an dem Wagen - bis auf den Preis. Für einen sieben Jahre alten
Wagen noch 13500,--DM. Das war viel Geld. Aber er gefiel mir halt.
Auf der Rückfahrt diskutierten wir noch heiß über dieses Auto. Selbstverständlich
hatte ich mir die Telefonnummer des Händlers aufgeschrieben.
Am Abend des gleichen Tages machte ich mich noch ans Werk. Die Tageszeitung
wurde hervorgekramt und im Gebrauchtwagenmarkt Ausschau nach der Rubrik Fiat
gehalten. Gleich drei X 1/9 waren da zu finden.
Der erste Anruf war ein Fehlschlag. Das Auto war schon weg. Der zweite Anruf
versetzte mich in helle Aufregung. Das Auto war noch da, also rein in den Wagen
und nichts wie hin.
Frust!!! Der Rost hielt das Auto gerade noch so zusammen. Es stank fürchterlich
und die Geräusche die es machte erinnerten mich unwillkürlich an eine alte
Straßenbahn. Also wieder nichts.
Der dritte sollte bei einem Suzuki - Händler stehen, der mir bekannt war. Da es
nicht weit von der Rostlaube, neben der wir gerade standen, entfernt war,
fuhren wir noch dahin. Doch noch eine Enttäuschung wartete an diesem Abend auf
mich. Soviele Autos bei diesem Händler auch standen, ein Bertone X 1/9 war
nicht dabei.
Da ich mittlerweile ein so zerknirschtes Gesicht machte, wollte mein Mann mich
trösten und meinte: Ruf doch morgen einfach mal bei unserem Fiat Händler an und
frage, wie teuer der Wagen neu ist.
Kurzer Rede langer Sinn. Am Mittwoch war ich stolze Besitzerin eines nagelneuen
knallroten Bertone X 1/9 mit schwarzem Dach und schwarzen amerikanischen Stoßstangen.
Die ersten Monate mit meinem Flitzer verliefen fast problemlos. Hatte ich
mich schnell an die etwas harte Straßenlage des tief liegenden Sportfahrwerks
gewöhnt, die ab und zu auftretenden Kämpfe mit der Gangschaltung gewonnen, viel
es mir etwas schwerer mich daran zu gewöhnen, daß die Bremslichter der vor mir
herfahrenden Fahrzeuge plötzlich in Augenhöhe vor mir aufleuchteten.
Doch wurde alles wieder wettgemacht durch die Tatsache, daß ich bei Bedarf
innerhalb der Rotphase einer Ampel, mein Hardtop im vorderen Kofferraum
des Wagens verschwinden lassen konnte.
Doch dann kam ein schwarzer Tag für mich und meinen Wagen.
Auf dem Weg nach Hause, ich hatte es wie immer eilig, befuhr ich eine etwas
abschüssige Straße in Essen. Ich kannte die Straße, drosselte mein Tempo etwas
um rechts abzubiegen. Ohhhh, Mist..... Von rechts näherte sich mit ziemlicher
Geschwindigkeit ein schwarzer Wagen schnibbelte die Kurve und kam in die Straße
herein, aus der ich gerade fahren wollte. Meine Bremsen faßten, aber die Räder
blockierten und ich schlitterte auf den Wagen zu. Na,na,na..... ich hoffte ...
aber es half nichts mit einem Ruck kam der Wagen zum stehen.
Als erstes holte ich tief Luft, dann stieg ich aus.
Da standen wir nun, meine Unfallpartnerin und ich, besahen uns unser Werk,
schauten uns an und plötzlich sagte sie: "Ich hab noch gesehen, daß ihre Räder
blockierten aber ich hab gedacht, daß könnte noch so eben klappen." Und mit
tiefster Inbrunst entfuhr ihr ein wenig Damenhaftes: "Mist!"
Da wir inzwischen einigen Autofahrern die Durchfahrt versperrten fuhr sie ihren
Wagen zur Seite.
Ein vorbeikommender Autofahrer fragte uns, ob er denn die Polizei
benachrichtigen solle, wir bejahten einstimmig diese Frage.
Die Wartezeit nutzen wir dann, um festzustellen, daß wir beide nicht wußten,
wer denn nun Schuld an dem Unfall war. Sie kam von rechts....aber..... sie hat
die Kurve stark geschnibbelt. Was nun???
Nach gut zehn Minuten war der Polizeiwagen dann da. Die beiden Beamten stiegen
aus und dann kam der Moment, wo beide anfingen zu grinsen und wir beiden Unfallopfer
konnten ihren Gesichtern deutlich ansehen:
F R A U E N A M S T E U E R
Nach dem Einsammeln unserer Führerscheine und der dazugehörigen Fahrzeugpapiere
forderten uns die Beamten auf, den Unfallhergang zu schildern. Unsere Aussagen
stimmten völlig überein, was die Beamten deutlich verwirrte.
Dem folgendem Zwiegespräch der beiden konnten wir entnehmen, daß sie sich nicht
einig waren, wer von uns Beiden denn nun Schuld an dem Zusammenstoß hatte.
Gemeinsam besahen wir uns nun den entstandenen Schaden. Schlagartig wurde das
Grinsen auf den Gesichtern der Beamten weniger, als sie feststellen mußten, daß
es sich bei meinem Fahrzeug um einen Bertone X 1/9 handelte und der Wagen
meiner Crashpartnerin ein Treser GTI war.
An meinem Wagen stellten wir dann fest, daß die seitliche Abdeckung der
Stoßstange defekt war, da ich mit ihr in die Alufelge des GTI gerutscht war.
An diesem Wagen konnte man nur eine Abschabung an der Felge entdecken.
Trotzdem bestanden wir auf der Aufnahme einer Unfallanzeige. Man weiß ja
schließlich nie. Dies gefiel den beiden Beamten nun gar nicht, da sie sich
immer noch uneinig waren, wen von uns beiden denn nun die Schuld träfe.
Auch der Hinweis, wenn eine Unfallanzeige erstellt würde, müßten wir beide eine
gebührenpflichtige Verwarnung erhalten, hinderte uns nicht, unsere Forderung
aufrecht zu erhalten.
Als sich nun die Beamten an das mühevolle Werk, des Ausfüllens einer
Unfallanzeige machten, konnten wir feststellen, daß nun endgültig das Grinsen
von den Gesichtern verschwand, denn die Polizisten stellten soeben fest, daß
es sich bei beiden Fahrzeugen der 'Frauen am Steuer' um eigene Firmenwagen
handelte, mit anderen Worten: wir waren beide selbständig.
Nun war den Beamten das Grinsen also endgültig vergangen. Während sie im
Folgenden die Unfallanzeige ausfüllten, unterhielten wir uns, tauschten die
Telefonnummern aus und harrten der Dinge die nun auf uns zukamen.
Der Schluß ist schnell erzählt, die Beamten gaben uns mit knappen Worten zu
verstehen, daß wir beide zu gleichen Teilen schuld wären, zu Fahrzeug 1, das
war ich, stand: unangemessenes Tempo bei nasser Fahrbahn und zu Fahrzeug 2, war
zu lesen, unvorschriftsmäßiges Einbiegen in eine Straße. Mit kurzem Gruß
verabschiedeten sich die beiden Beamten und vergaßen völlig, die vorher
angedrohte gebührenpflichtige Verwarnung. Inzwischen waren wir zwei Frauen
übereingekommen, daß wir jeder unseren eigenen Schaden beheben lassen würden.
Eins war uns jedenfalls ebenfalls klar, diese beiden Beamten würden so schnell
nicht wieder grinsend denken:
"F R A U E N A M S T E U E R"
(Anmerkung zur wahren Geschichte: Treser - bekannte Tuning Firma für Audi und
VW - Fahrzeuge.)
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