$ M-NET/V : IMABOX $ Route : CENTURY MILLIWAY LOS SENIL PEC EIS $ Origin : 21-10-1989 13:54
-##----##----------------------------- Very Amazing Mailbox Press ------ ## ## #### ### ### ####### ## ## ## ## ## ### ## ## ## Autor : GHOSTWRITER ## ## ######## ## # ## ####### Titel : Leben auf dem Lande! #### ## ## ## ## ## -----------------------------##------- Redaktionsbox: 0208/400327 ------
Dieser Bericht beschreibt die Erlebnisse eines jungen Mannes, der in die Ferne zog um berufliche Erfüllung zu finden:
Wir Menschen machen immer wieder die seltsamsten Erfahrungen. So erging es auch mir, als ich meinen neuen Beruf antrat. Bei einer Firma in Werl wollte ich meinen beruflichen Werdegang beginnen. Werl ist ein kleiner Ort irgendwo hinter Dortmund, so bei Hamm in der Ecke.
Da zu einer Ausbildung auch eine Berufsschule gehört, war diese erste Anlaufstation. In Soest....mein erster Schulweg, der 130 KM lang sein sollte. Nun ja, was tut man nicht alles?!
So setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Soest, durch die Orte Werl, Ostsoennen, Ampen, Westsoennen, noch nie gehört? Macht nichts! Übrigens fahre ich auch an BREMEN vorbei, aber ich habe mir sagen lassen, dass es in Norddeutschland einen Ort mit demselben Namen geben soll! AHA! Dadurch hat man Fussballspiele zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund nicht als Lokalderbi bezeichnet...man lernt dazu!
Auf dem Schulgelände angekommen, war ich starr vor Erstaunen, ein
Umstand, der bei mir eigentlich nur selten eintritt!
Die Menschen waren normal gekleidet, also die Mädels hatten keine
Schlabberhosen an und trugen die Haare gewellt, nicht wie in unseren
Breitengraden streng nach hinten und die ACID-Mode.
Auch die jungen Männer liefen nicht mit Gel-Frisuren und weiten weissen
T-Shirts durch die Gegend. Ich fühlte mich irgendwie wohl...
Die Lehrer waren recht locker und liessen diverse Sprüche ab, welche die
Klasse in brüllendes Gelächter mich jedoch nur zu einem Gähnen
animierte.
Nun habe ich ein Zimmerchen in Werl, damit ich die lange Strecke nicht
täglich auf mich nehmen muss.
Auf dem Dorf erlebt man so einiges. Wenn man abgeschnitten von jeglicher
Zivilisation ist, wundert man sich über nichts mehr.
Da war doch der verkaufsoffene Donnerstag und da Werl leichtsinnigerweise
schon als Stadt bezeichnet wird, habe ich mich dann auch ins 'Innendorf'
begeben um am 'Geschäftsleben' teilzunehmen, was ich erlebte, war
irgendwie ein Gefühl der Ratlosigkeit. Schön, es war voll, aber was
würde ein Mensch in der Stadt tun, wenn 4 von 5 Menschen, die einem
entgegenkommen anfangen zu Grüssen????
Das Grüssen war nicht altersabhängig. Ich kam mir vor, als wär ich
schon Gesprächsstoff in der Stadt gewesen, Blicke verfolgten mich, als
wollten sie sagen "Guck mal, der neue!". Als ich gestern Abend an einer
Trinkhalle vorbeikam welche sich zwei Strassen von meinem 'Wohnsitz'
befindet, wurde ich mit den Worten empfangen, "Guten Abend, sind Sie nicht
der junge Mann??". Ich glaube selbst bei einem Ort mit ein paar Tausend
Einwohnern scheint jeder jeden zu kennen. Ein unheimliches Gefühl!
So war es auch eines schönen Abends, als ich früh zu Bett ging, denn immerhin wollte ich ja am nächsten Abend etwas unternehmen, dass ich so gegen 20:00 Uhr durch lautes Knallen geweckt wurde. Zuerst dachte ich an eine Militärübung, denn Deutsche, Briten und Belgier geben sich das Gewehr in die Hand, musste aber feststellen, dass eine KIRMES eröffnet hatte und das für die fünf Leute, die in diesem Örtchen wohnen...allein einer lag schon in seinem Bett (na, wer wohl???).
Werl, eine andere Welt, weit ab von westlicher Zivilisation, weit ab von den Menschen, denen man sonst gegenübertritt. Eine äusserst ungewohnte Umgebung, aber irgendwie auch ein Ort der Ruhe, wenn man nachdenken möchte, ist ein solcher Ort das Richtige, denn man ist kaum irgendwelcher Ablenkung ausgesetzt!
--------------------------- (c) VAMP - Redaktion -------------------------