Name of file: beerdigung
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Datum: 07.12.88-Zeit:21:54-Absender: Sys.Nr.:0066/JOE

Es gibt immer wieder Zeitgenossen, deren Erscheinung auf's höchste unangenehm ist und deren Existenz man sich am besten auf dem Mond vorstellen kann - Lehrer, Vorgesetzte, unangenehme HiWi's beim Praktikum usw.
Da es selten möglich ist seine Wut direkt an ihnen auszulassen, greifen manche zu hinterhältigen Mitteln z.B. Attentate auf das Auto des Zeitgenossen oder der Bestellung von einem Haufen Pizza's, die der/die Beglückte kaum in einem Jahr essen könnte - die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
Abgesehen davon, dass man sich bei der einen oder anderen Sache strafbar macht oder Unschuldige mit hineinzieht, halte ich derartige Kompensationsversuche für ziemlich plump. Daher empfehle ich, dem Unmut in Form eines persönlichen Briefes Luft zu machen, in dem der persönliche Wert dieser Person deutlich gemacht wird, zum Beispiel so:

Staatliches Krematorium/Abt. Hauptfriedhof
Nibelungenallee 7
D-6000 Frankfurt am Main

Betr.: Ihre Beförderung ins Jenseits

Sehr geehrter Herr, geehrte Dame ....

da wir durch genaue Information erfahren haben, dass aus Ihrem Weiterleben keine sozialen, kulturellen oder sonstwie geartete Vorteile zu erwarten sind und sie mit Ihrer erbärmlichen Erscheinung nur der Menschheit zur Last fallen, haben wir laut Paragraph 296 Abs. 4 des Kontrollgesetzes zur Lenkung der Überbevölkerung in Europa Ihre Beerdigung beschlossen. Sie werden daher aufgefordert, sich am ...... um 17.00 im hiesigen Krematorium, Ofen 16, Klappe 4 in der Sackgasse einzufinden. Mitzubringen sind: Ein Gesangbuch und Leichentuch (Hemd).

Da Sie in Ihrem verpfuschten Leben überreichlich Alkohol zu trinken pflegten, werden sie gebeten - um eine Explosion zu vermeiden - vor Antritt der Beförderung einen Liter ungekochte Ziegenmilch sowie ein Päckchen Pfefferminzbonbons zur Beseitigung des Mundgeruches zu sich zu nehmen. Sie haben Ferner mitzubringen:

sowie eine umweltfreundliche Tüte für die Knochen.

Ein Sack für die Asche wird von der Stadtverwaltung gestellt, da diese die Asche im Winter zum Streuen auf vereiste Strassen benutzt.

Sie haben unbedingt vorher Ihren Wasserkopf zu entleeren, da sonst die Gefahr besteht, dass das Feuer erlischt.
Wir möchten Sie noch bitten, ihre Ohren und Füsse zu waschen, weil Schmalz und Käse beim Verbrennen üble Gase erzeugen.

Für die Löschung ihres Namens beim Einwohnermeldeamt, Standesamt, Arbeitgeber und den Wasserwerken wollen sie bitte selbst sorgen.

Wir erwarten sie also termingemäss in unserem hiesigen Krematorium und verbleiben

mit stillem Gruss

Prof.Dr. Freitod

Professor für Röstkunde und schmerzlose Jenseitsbeförderung


Spezielle personenbezogene Ergänzungen hier und da wirken sich meist fördernd auf das Wohlbefinden des Absenders aus.

Joe

Aus Mailbox E.I.S. (069/634588)